Hormone sind als biochemische Botenstoffe an der Regulation zahlreicher Prozesse im Körper beteiligt und wirken beispielsweise auf den Stoffwechsel, die zellulare Differenzierung, das Verhalten oder die Fortpflanzung. Die Wechselbeziehungen der Hormone untereinander sind äußerst komplex und daher störungsanfällig. Ist von einem Hormon zu viel oder zu wenig vorhanden, verändert das die Balance und beeinflusst das gesamte System. Der Zustand, in dem die Konzentration einzelner Hormone entweder erhöht oder verringert ist oder die Hormone nur noch unzureichend an den jeweiligen Rezeptoren der Zielzellen wirken, wird als hormonelles Ungleichgewicht oder hormonelle Dysbalance bezeichnet. Da sich Hormone zudem gegenseitig beeinflussen, führt die Dysbalance meistens zu weiteren Hormonstörungen.
Die Symptome, die mit einer hormonellen Dysbalance einhergehen, sind divers. Zu ihnen zählen z. B. Erschöpfung, Stimmungsschwankungen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen sowie Libidoverlust. Ebenso vielfältig sind die Ursachen für ein hormonelles Ungleichgewicht. Chronischer Stress, Funktionsstörungen der endokrinen Organe, Umwelteinflüsse, Medikamente und der Alterungsprozess des Körpers sind nur einige Auslöser, die in Betracht gezogen werden sollten.
Beim Auftreten von Symptomen, die durch eine hormonelle Dysbalance begründet sein könnten, unterstützen Konzentrationsbestimmungen der beteiligten Hormone und die Zusammenschau der Ergebnisse die jeweilige Diagnose. Hier ein paar Beispiele:
Hormonelle Störungen beim Mann hängen oft mit einer verringerten Androgen-Synthese zusammen. Die Bestimmung von Testosteron ist bei Männern mit Verdacht auf Hypogonadismus empfohlen. Bei Männern mit Gesamt-Testosteronspiegeln nahe dem unteren Referenzbereich oder bei Verdacht auf veränderte Spiegel von Sexualhormon bindendem Globulin (SHbG) sollte die Konzentration von freiem Testosteron berücksichtigt werden.
Bei Frauen sollte Testosteron bei Virilisierung (Vermännlichung) bestimmt werden. Auslöser für eine erhöhte Androgen-Konzentration können Tumoren der Ovarien oder der Nebennierenrinde, das adrenogenitale Syndrom (AGS) oder das polyzystische Ovar-Syndrom (PCOS) sein. Weitere typische PCOS-Merkmale sind neben der Virilisierung eine erhöhte Anzahl von Follikeln in den Ovarien sowie ein ausbleibender Eisprung. Durch die ausbleibende Ovulation ist die Anti-Müller-Hormon (AMH)-Konzentration signifikant erhöht.
Weitere Hormonstörungen bei der Frau sind oft Folge einer verringerten Estrogen-Produktion, was wiederum oft zu einer Minderung des sexuellen Verlangens führt.
Chronische Müdigkeit hingegen wird nicht selten durch eine verringerte Produktion von Cortisol oder ein Ungleichgewicht der Schilddrüsenhormone verursacht.
Internationale Fachgesellschaften, z. B. die Endocrine Society, geben Leitlinien für die Diagnostik der zahlreichen Erkrankungen vor, die mit hormoneller Dysbalance in Zusammenhang stehen.
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